Cyberwar Möglichkeiten
Besichtigt man eine Burg, dann bekommt man einen guten Eindruck davon, wie die alten Ritter ihre Kämpfe ausgetragen haben. Dicke und hohe Mauern, riesige schwere Tore und steil abfallende Felsen, auf denen die Burg steht, verhindern das Eindringen durch Fremde. Erst als die Kanonen aufkamen, waren Burgen weniger sicher. Die Mauern wurden so lange beschossen, bis sie einfielen. Davor hatte man nur eine sinnvolle Möglichkeit eine Burg zu übernehmen. Sie wurde so lange belagert, bis die Burgbewohner nichts mehr zu essen und trinken hatten. Die Grundversorgung, also Tiere, Pflanzen und auch ein Brunnen waren daher Bestandteil jeder Burg. Auch hatten viele der Anlagen Tunnel, über die man sie unbemerkt verlassen konnte. Die Zeiten sind lange vorbei. Heute führt man Kriege ganz anders. Andere Ziele, andere Strategien und natürlich ganz andere Mittel. Heute bietet der Cyberwar Möglichkeiten, unbemerkt und hoch effizient Krieg zu führen.
Web 1.0
Das Internet ist heute etwa 25 Jahre alt. In dieser Zeit hat es sich massiv gewandelt. Von einer recht einfachen Verbindung zwischen Servern und der Anzeige von statischen HTML Seiten hat es sich heute zu dem Medium entwickelt, über das das Wissen der Menschheit verteilt wird. HIer speichert man alle Informationen und hält sie für jedermann abrufbereit. Heute hat sich aber auch das verändert. Das Internet hat sich weiter verändert und wird heute in vielen Bereichen als hochredundantes Netzwerk genutzt. Verschlüsselte Verbindungen stellen sichere Kanäle dar und sind über das Internet ganz einfach aufzubauen. Damit braucht man keine Datenleitung mehr, die zwischen zwei Standorten aufgebaut wird. Man verbindet zwei Endpunkte mit dem Internet und baut einen sicheren Tunnel zwischen den beiden auf. Schon hat man eine kostengünstige und fast unendlich skalierbare Datenleitung.
Web 2.0
Neben dem Trend, das Internet als weltweites Netzwerk zu verwenden, gibt es einen zweiten Trend. Unter dem Schlagwort Web 2.0, oder Internet of Things IoT werden immer mehr Geräte mit dem Internet verbunden. Der Kühlschrank bestellt selbstständig Lebensmittel, wenn sie ausgehen. Licht, Heizung und Musik werden über das Netz gesteuert. Sprachsteuerungsassistenten kommunizieren mit der intelligenten Glühburne und dem Heizungsthermostat. Hoher Komfort für die Anwender. Gleichzeitig aber ein neuer Weg für Kriminelle in unsere Wohnungen einzudringen. Immer wieder hört man von Spielzeug, oder Babyphone, dass sich Hacker damit verbinden und mit den Kindern sprechen. Die Sicherheit blieb bei einem großen Teil der Innovationen leider auf der Strecke. So konnte man uns über die Kamera im Fernseher beobachten und uns jederzeit abhören.
Hacker und Viren
Die weite Verbreitung des Internet und die Verlagerung von immer mehr Lebensbereichen in die virtuelle Welt sorgt natürlich auch für Interesse von Kriminellen. Aus verschiedenen Beweggründen werden Viren, Trojaner und Würmer programmiert und legen auch heute noch ganze Unternehmen lahm. Manchmal geht es den Hackern nur darum, die Machbarkeit zu beweisen. Oft steckt aber mehr dahinter. Sie öffnen sich Eingangstore in Unternehmen um dort potentiell wertvolle Informationen zu stehlen. Auch die Erpressung von Anwendern steht auf der Tagesordnung. Sicherheitslücken in Betriebssystemen werden für astronomische Summen verkauft. Die Käufer sind nicht selten auch Regierungen, oder regierungsnahe Organisationen.
Cyberwar
Auch im Auftrag der Regierung arbeiten Hacker und nutzen Sicherheitslücken aus. Sie suchen nach Informationen und stören kriminelle Handlungen. Es gibt aber auch andere Cyberwar Möglichkeiten, die genutzt werden. Eine sehr bekannte Version ist der Computerwurm Stuxnet. Ein kleines Programm, das überwiegend im Iran zum Einsatz kam und sich dort unbemerkt auf immer mehr PCs ausbreitete. Der Zweck war raffiniert. Beim iranischen Atomprogramm kamen Siemens-Anlagen mit entsprechender Steuertechnik zum Einsatz. Diese Anlagen waren das Ziel. Irgendwann war es dann soweit und ein Servicetechniker verband sich mit einem infizierten Notebook mit der Steuertechnik. Ab dem Zeitpunkt kam es zu unzähligen Motorschäden. Der Wurm sorgte dafür, dass die Motoren unbemerkt überhitzten.
Stuxnet
Stuxnet ist ein Paradebeispiel für Cyberwar Möglichkeiten. Es muss heute keine Flugzeug mehr sein, das eine Bombe zum Feind tranportiert. Stellt man es richtig an, dann kann man jede Einrichtung weltweit über das Internet erreichen. Heute führen Länder unbemerkt Krieg. Cyberwar funktioniert ohne Waffen und ohne Opfer. Stattdessen werden Meinungen beeinflusst. Ganze Armeen an Trollen unterstützen Kampagnen und kommentieren im Mehrschichtbetrieb rund um die Uhr weltweit im Internet. So wird eine Meinung effizient verbreitet und wirkt authentisch. Ein Kommentar unter einem Blogbeitrag wie diesem und eine Diskussion dazu, haben eine große Wirkung.
Wahlmanipulation
Die Art, wie wir Nachrichten konsumieren hat sich verändert. Man liest nicht mehr die großen Medien, sondern verlässt sich auf kleinere Quellen. Oft sind dort aber unseriöse Berichte zu finden. Auch soziale Netze können meinungsbildend sein. Auffällige Aktivitäten gab es beispielsweise im Wahlkampf, den Donald Trump schließlich gewonnen hat. Große Menschenmassen zu erreichen ist heute viel einfacher als früher. Digitale Medien erlauben kostengünstig ein breites Publikum zu erreichen.
Cyberwar Möglichkeiten
Cyberwar ist eine subtile Art der Kriegsführung. Man zerstört nichts physisches, man stört logische Abläufe. Man tötet niemanden, man verändert das Stimmungsbild. Cyberwar findet ständig und überall statt. Hacker und Trolle arbeiten im Auftrag der verschiedenen Regierungen daran, die Welt zu verändern. Heute sind die Kriege unblutig und leise. Die Waffen sind zielgerichteter und Collateralschäden gibt es fast keine. Trotzdem ist und bleibt Cyberwar nichts anderes als Krieg.